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Moderne Heimerziehung heute Band 9

Book Cover: Moderne Heimerziehung heute Band 9
Editions:Taschenbuch - Moderne Heimerziehung heute - Band 9 - Die Systemische Interaktionstherapie und -beratung und die Marte Meo-Methode im Vergleich Systemische Interaktionstherapie und Schule
ISBN: 978-3-933059-67-3

Mit dem hier vorliegenden Band 9, "Moderne Heimerziehung heute", setzt der Herausgeber Volker Rhein die Buchreihe fort. Auch dieser Band befasst sich mit der Fragestellung der Familienarbeit im Rahmen der Erziehungshilfen gem. SGB VIII. Der Herausgeber gibt hier weiteren Autoren die Möglichkeit, Ihre Erkenntnisse zu veröffentlichen.

Frau Sabine Maschewski vergleicht in ihrer Arbeit die Ansätze Systemischer Interaktionstherapie nach Michael Biene mit Marte Meo, welches von Frau Maria Aarts entwickelt wurde.

Frau Julia Dworak, geb. Müllrick beschreibt in Ihrem Text Möglichkeiten die die Systemische Interaktionstherapie gerade auch in der Schule positiv zum Lernerfolg beitragen kann.

Wie die schon erschienenen Bände verfolgt auch dieses Buch die Absicht, Fachkräften aus Schulen, Ämtern, Einrichtungen der Erziehungs- und Jugendhilfe, im Sozialwesen Tätigen sowie interessierten Laien die Praxis in den stationären, teilstationären und ambulanten Erziehungshilfen greifbarer zu machen. Wir wollen auf aus unserer Sicht wichtige Aspekte und Arbeitsbereiche der Erziehungshilfen und auf neue Lösungsansätze aufmerksam machen.

 

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Die Systemische Interaktionstherapie und -beratung in den Erziehungshilfen

Book Cover: Die Systemische Interaktionstherapie und -beratung in den Erziehungshilfen
Editions:Taschenbuch - Die Systemische Interaktionstherapie und -beratung in den Erziehungshilfen Theorie und Praxis eines elternaktivierenden Ansatzes
ISBN: 978-3-7799-6186-4

Der Ansatz der Systemischen Interaktionstherapie und -beratung (SIT) hat sich in unterschiedlichen Jugendhilfesettings etabliert. Es handelt sich um eine jugendhilfespezifische Form einer systemischen, lösungsorientierten Sozialen Arbeit mit besonders belasteten Familien, u. a. auch mit Kindeswohlgefährdung. Die Autoren stellen den SIT-Ansatz und die einzelnen spezifischen Methoden zunächst versiert und praxisnah vor. Im Anschluss diskutieren sie auf der Basis einer systematischen Evaluation dessen Wirkungsweise und Nachhaltigkeit. Grundlage dafür sind stets die Perspektiven der Eltern sowie der Mitarbeiter/innen in SIT-Hilfen und Jugendamt. Über kritische Beurteilungen und Empfehlungen SIT-spezifischer Methoden hinaus gelingt den Autoren eine Analyse darüber, ob und inwiefern mit dem SIT-Ansatz Belastungen im Familienalltag reduziert und Ressourcen der Alltagsbewältigung erschlossen werden können.

Die Autoren Matthias Euteneuer, Dr. phil., lehrt Soziale Arbeit an der Fliedner Fachhochschule Düsseldorf. Mathias Schwabe, Dr. phil., lehrt Methoden der Sozialen Arbeit an der Evangelischen Hochschule Berlin. Uwe Uhlendorff, Dr. disc. pol. habil., lehrt Sozialpädagogik und ihre Fachdidaktik an der TU Dortmund, Fakultät für Erziehungswissenschaft, Psychologie und Soziologie. David Vust wirkt als wissenschaftlicher Mitarbeiter an unterschiedlichen Forschungsprojekten im Bereich der Jugendhilfe mit. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für ervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronische Systeme.

Dieses Buch ist erhältlich als:
ISBN 978-3-7799-6186-4 Print
ISBN 978-3-7799-5488-0 E-Book (PDF)
1. Auflage 2020
© 2020 Beltz Juventa
in der Verlagsgruppe Beltz • Weinheim Basel
Werderstraße 10, 69469 Weinheim
Alle Rechte vorbehalten
Herstellung: Ulrike Poppel
Satz: text plus form, Dresden
Druck und Bindung: Beltz Grafische Betriebe, Bad Langensalza
Printed in Germany
Weitere Informationen zu unseren Autor_innen und Titeln finden Sie unter: www.beltz.de

Der Ansatz der Systemischen Interaktionstherapie und -beratung (SIT) hat sich in unterschiedlichen Jugendhilfesettings etabliert. Es handelt sich um eine jugendhilfespezifische Form einer systemischen, lösungsorientierten Sozialen Arbeit mit besonders belasteten Familien, u. a. auch mit Kindeswohlgefährdung. Die Autoren stellen den SIT-Ansatz und die einzelnen spezifischen Methoden zunächst versiert und praxisnah vor. Im Anschluss diskutieren sie auf der Basis einer systematischen Evaluation dessen Wirkungsweise und Nachhaltigkeit. Grundlage dafür sind stets die Perspektiven der Eltern sowie der Mitarbeiter/innen in SIT-Hilfen und Jugendamt. Über kritische Beurteilungen und Empfehlungen SIT-spezifischer Methoden hinaus gelingt den Autoren eine Analyse darüber, ob und inwiefern mit dem SIT-Ansatz Belastungen im Familienalltag reduziert und Ressourcen der Alltagsbewältigung erschlossen werden können.

Die Autoren Matthias Euteneuer, Dr. phil., lehrt Soziale Arbeit an der Fliedner Fachhochschule Düsseldorf. Mathias Schwabe, Dr. phil., lehrt Methoden der Sozialen Arbeit an der Evangelischen Hochschule   Berlin. Uwe Uhlendorff, Dr. disc. pol. habil., lehrt Sozialpädagogik und ihre Fachdidaktik an der TU Dortmund, Fakultät für Erziehungswissenschaft, Psychologie und Soziologie. David Vust wirkt als   Wissenschaftlicher Mitarbeiter an unterschiedlichen Forschungsprojekten im Bereich der Jugendhilfe mit. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronische Systeme.

Dieses Buch ist erhältlich als:
ISBN 978-3-7799-6186-4 Print
ISBN 978-3-7799-5488-0 E-Book (PDF)
1. Auflage 2020
© 2020 Beltz Juventa
in der Verlagsgruppe Beltz • Weinheim Basel
Werderstraße 10, 69469 Weinheim
Alle Rechte vorbehalten
Herstellung: Ulrike Poppel
Satz: text plus form, Dresden
Druck und Bindung: Beltz Grafische Betriebe, Bad Langensalza
Printed in Germany
Weitere Informationen zu unseren Autor_innen und Titeln finden Sie unter: www.beltz.de

 

Excerpt:

Vorwort

Die Abkürzung SIT steht für ,Systemische Interaktionstherapie und -beratung`. Dieser Ansatz wurde von Michael Biene Mitte der 1990er Jahre im Bereich der Jugendhilfe entwickelt und seitdem kontinuierlich verfeinert. Er beansprucht Eltern, die sich aus der Erziehung ihrer Kinder zurückgezogen haben oder trotz Problemmeldungen von Institutionen die Schwierigkeiten ihrer Kinder nicht wahrnehmen und die Zusammenarbeit mit Helfer*innen ablehnen, auf eine neue Weise anzusprechen. Dies geschieht mit dem Ziel, dass sich Eltern (wieder) zuständig für die Erziehung ihrer Kinder fühlen und aktiv und konstruktiv auf ihre Kinder zugehen. Dafür steht den SIT-Mitarbeiter*innen eine Reihe ausgefeilter kommunikativer Strategien und Methoden zu Verfügung, mit deren Hilfe unproduktive Denk- und Handlungsmuster derEltern hinterfragt, neue Bilder und Haltungen initiiert und wirkungsvolle Handlungsschritte eingeübt werden sollen.

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Dies, so der Ansatz, kann nur gelingen, wenn die SIT-Mitarbeiter*innen ihre Arbeit mit den Eltern in einer Haltung gestalten, die von deren Zuständigkeit und dem Vorhandensein von Kompetenzen ausgeht, und deshalb Krisen der Familie bzw. Nicht-Gelingen von Veränderung immer auch auf Haltungs- und Methodenfehler der Mitarbeiter*innen zurückführen. Nicht zuletzt deshalb wird SIT als ein voraussetzungsreicher und anspruchsvoller Ansatz begriffen, der nur im Rahmen einer intensiven, mehrjährigen Schulung erlernt werden kann. Bei dem vorliegenden Buch handelt es sich um eine Evaluation des SIT Ansatzes in den Hilfen zur Erziehung, in die mehrere jugendhilfeträger in Nordrhein-Westfalen und Berlin einbezogen wurden. Die Initiative zu der Evaluation stammte von Volker Rhein, dem Geschäftsführer und Leiter des in NRW ansässigen Jugendhilfeträgers Evangelisches Kinderheim Jugendhilfe Herne & Wanne-Eickel gGmbH. Im Zentrum der Evaluation sollte die Frage stehen, inwiefern sich die Lebenslage der Familien verbessert, die Hilfen nach dem SIT-Ansatz wahrnehmen. Seine Idee bestand darin, mehrere Träger einschließlich Jugendämter, die seit längerer Zeit mit dem Ansatz arbeiten, in die Evaluation einzubeziehen. Sie sollte von außenstehenden Wissenschaftler*innen durchgeführt werden. Im Rahmen von Planungsgesprächen zwischen Uwe Uhlendorff, Mathias Schwabe, Matthias Euteneuer und den Leitungen der beiden Träger konnte das Konzept präzisiert und modifiziert werden. Es sollte nicht nur die Wirksamkeit der SIT-Hilfen im Hinblick auf die Verbesserung der Lebenslagen der Familien untersucht werden, sondern auch die Anwendung der SIT-typischen Methoden. Darüber hinaus ging es darum, Fallverläufe im Hinblick auf die theoretisch-konzeptionellen Grundannahmen des Ansatzes zu analysieren und Hypothesen zu den strukturellen Rahmenbedingungen einer nachhaltigen Implementierung zu bilden. Dies bedeutete für die Evaluation, dass quantitative und qualitative Methoden angewendet werden mussten. Versuche, die Evaluation durch die Förderung von Stiftungen zu finanzieren, schlugen fehl, so dass sich die Leitung des Ev. Kinderheims Jugendhilfe Herne & Wanne-Eickel gGmbH entschied, die Evaluation aus eigenen Mitteln zu finanzieren. Das Konzept der Evaluation konnte beibehalten werden, allerdings aufgrund des verminderten finanziellen Rahmens fokussiert auf zwei freie Träger (anstelle auf drei). Dies waren das Ev. Kinderheim Jugendhilfe Herne & Wanne-Eickel gGmbH - der bundesweit größte Träger der SIT-Hilfen - und die JaKuS gGmbH Berlin, bei der das Konzept entwickelt wurde und die am längsten damit arbeitet. Im Frühjahr 2016 konnte so ein vierköpfiges Projektteam bestehend aus Mathias Schwabe, Uwe Uhlendorff, Matthias Euteneuer und David Vust die Evaluationsarbeit aufnehmen. Allen Beteiligten war klar, dass für die Evaluation eine möglichst große Stichprobe von Fallverläufen erforderlich war und die Falldokumentationen von den Wissenschaftlern aufgrund des hohen Aufwandes nicht zu leisten war. Die Dokumentation musste deshalb in die Hände der SIT-Kräfte gegeben werden. In intensiven Arbeitssitzungen, in denen die Wissenschaftler sowie erfahrene SIT-Fachkräfte und Leiter*innen der beteiligten Jugendhilfeeinrichtungen zusammenkamen, konnte gemeinsam ein digitales standardisiertes Dokumentationsverfahren entwickelt werden, das nach einer Pilotphase implementiert wurde und von den Wissenschaftlern ausgewertet werden konnte. Auch zwei weitere Bausteine des geplanten Vorhabens konnten realisiert werden dank der Studierenden der Evangelischen Hochschule Berlin, die unter der Leitung von Mathias Schwabe im Rahmen eines Studienprojektes zum einen eine umfangreiche Telefonbefragung von Ehemaligen durchführten, d. h. von Eltern, die SIT-Hilfen in Anspruch genommen hatten und wo die Beendigung der Maßnahmen einige Zeit zurücklag. Zum anderen konnte das Jugendamt Iserlohn noch mit einbezogen werden. Hier wurden von den Studierenden ebenfalls unter der Leitung von Mathias Schwabe Gruppendiskussionen mit Fachkräften erhoben und ausgewertet. Die Dokumentationsphase startete im September 2016 und endete im März 2018. Daraus ergab sich ein Dokumentationszeitraum von 18 Monaten. In dem festgesetzten Untersuchungszeitraum konnten Daten zu 83 Hilfen generiert werden, darunter 44 Hilfen aus ambulanten Settings, 33 aus stationären Settings und schließlich sechs aus teilstationären Angeboten (5-Tage-Wohngruppe). Insgesamt waren an der Dokumentation mehr als 30 SIT-Fachkräfte beteiligt. Eine kleine Stichprobe von 17 laufenden Fällen interviewten die Wissenschaftler selbst. Das Projekt endete im April 2019 mit einem Fachtag, auf dem die Ergebnisse der interessierten Fachöffentlichkeit präsentiert werden konnte.

Das vorliegende Buch rekapituliert die Hauptergebnisse der Evaluation. Die Gesamtauswertung der Telefonbefragung der Eltern und der Gruppendiskussionen mit den Fachkräften des Jugendamtes Iserlohn liegen als separate Publikationen vor (Schwabe u. a. 2018; Hieke/Vollmer/Schneider 2018). Zentrale Ergebnisse sind allerdings auch in das vorliegende Buch eingeflossen.

Da der SIT-Ansatz noch wenig der breiten Fachöffentlichkeit bekannt ist, werden wir ihn im 1. Kapitel in Grundzügen vorstellen. Dabei werfen wir auch einen Blick auf die unterschiedlichen Settings, in denen mit dem Ansatz gearbeitet wird. Im Verlauf der weiteren Kapitel vertiefen wir immer wieder jene Aspekte des Konzeptes, die wir genauer in den Blick nehmen, insbesondere einzelne Methoden. Das Kapitel 2 beinhaltet detailliert die Ziele der Studie sowie die von uns verwendeten Methoden und gibt Auskunft über das Untersuchungssample. In Kapitel 3 geht es um die Wirksamkeit der SIT-Hilfen im Hinblick auf die Verbesserung der Lebenslage der Familien sowohl aus Sicht der Fachkräfte als auch der der Eltern. Da sich dies anhand der Ausgangslage der Familien bemisst, werden wir deren Belastungen zum Zeitpunkt der Aufnahme in die SIT-Hilfe detailliert darstellen (3.1 und 3.2). Wir haben dabei nicht nur im engeren Sinne jugendhilferelevante Kategorien berücksichtigt,die sic h von den unbestimmten Rechtsbegriffen (‚Kindeswohl', ‚erzieherischer Bedarf) ableiten lassen, sondern auch andere, wie Gesundheit der Eltern und Kinder, Paarbeziehung, Alltagsorganisation, Zustand des Haushalts, berufliche und finanzielle Situation. Die Evaluation richtete sich nicht nur auf eine mögliche Verbesserung der Lebenslage in den relevanten Kategorien, sondern auch auf jugendhilferelevante und teilweise auch ,ökonomische' Effekte, wie Vermeidung von (kostenaufwendigen und einen starken Eingriff in die Familie darstellenden) Fremdunterbringungen, das Verhältnis von Hilfedauer und Erfolg, Erreichung der Hilfeplanziele etc. Das 4. Kapitel beleuchtet die Verlaufsdynamiken von 80 Fällen in dem Untersuchungszeitraum von 18 Monaten. Da wir hier auch untersuchen, inwiefern sich das dem SIT-Konzept zugrundeliegende ‚Drei-Phasen-Modell' in den Arbeitsprozessen abbildet, stellen wir es zunächst vor (4.1). Um zu analysieren, in welchem Umfang die drei Phasen, die im Sinne der Programmatik aufeinander folgen, von den Eltern und Fachkräften bewältigt werden, haben wir zu jeder Phase bestimmte Meilensteine definiert, die sich von dem theoretischen Modell ableiten und zugleich mit Hilfe unserer erhobenen Daten in den Blick nehmen lassen. Mithilfe der Falldokumentationen ließ sich relativ leicht bestimmen, ob und in welchem Zeitraum die einzelnen Meilensteine erreicht wurden. Durch systematische Fallvergleiche konnten wir vier Fallverläufe typisieren (Kap. 4.2) und zeigen, inwiefern sie mit dem theoretischen Modell übereinstimmen bzw. von diesen abweichen. Mit Hilfe der Meilensteineließen sich die einzelnen Arbeitsphasen genauer unter die Lupe nehmen, abschätzen, inwieweit sie ,erfolgreich` durchlaufen wurden und wie Eltern die einzelnen Phasen des SIT-Prozesses erleben (Kap. 4.3). Zu der Frage, wie die einzelnen Methoden des SIT-Ansatzes aus Sicht der Fachkräfte und der Eltern wirken, gibt das Kapitel 5 Auskünfte. Wir konzentrieren uns dabei auf folgende Methoden: Zielplakate (5.1), Rückmeldungen im Alltag (5.2), Rollenspiele (5.3), Elterngruppen (5.4) und Unterstützung durch das Team (5.5). Schließlich beleuchten wir in Kapitel 6 die institutionellen Voraussetzungen, die gegeben sein müssen, um den SIT-Ansatz bei freien und öffentlichen Jugendhilfeträgern aber auch trägerübergreifend erfolgreich zu implementieren. Im Mittelpunkt stehen hier die Erfahrungen mit der Etablierung des Ansatzes im Jugendamt Iserlohn, das seit knapp zwanzig Jahren systematisch alle ASD-Fachkräfte in der SIT-Arbeit ausbilden lässt. Das Kapitel 6.2 schildert die damit verbundenen Gewinne aus Sicht der Leitungskräfte und der ASD-Mitarbeiter*innen. Wir greifen dabei nicht nur die durch die Studierenden durchgeführten Gruppendiskussionen auf, sondern belegen die Erfolge auch durch offizielle Statistiken, wie sie im Rahmen des Benchmarks Hilfen zur Erziehung+ aufbereitet wurden (Bolte et al. 2016, 2018).

Die Durchführung der Evaluation wäre ohne die großzügige Unterstützung des Ev. Kinderheims Jugendhilfe Herne & Wanne-Eickel nicht zustande gekommen. Wir danken dem Geschäftsführer und Leiter Volker Rhein für sein Engagement und seine tatkräftige Unterstützung. Für die Implementierung war, da viele Fachkräfte und Angebote beteiligt waren, eine intensive Koordination unerlässlich. Wir danken hierfür Frauke Runkel, die diese z. T. schwierige Aufgabe bravourös gemeistert hat. Hilfreiche Unterstützung bei der Implementierung der Dokumentation erfuhr das Projekt durch die Heim- undErziehungsleiter*innen des Ev. Kinderheims Jugendhilfe Herne & Wanne- Eickel gGmbH. Dank sei auch allen Mitarbeiterinnen aus Herne und Berlin, die uns in mehreren Workshops bei der Erstellung der Dokumentationsbögen sowie im Hinblick auf deren Implementierung beraten haben. Ohne Vollständigkeit zu erlangen seien hier stellvertretend genannt: Jan Scholly, Frank Pawlak, Thekla Pawlak, Thomas Paluszek, Andreas Wunsch, David Marlog und Yvonne Rauscher. Den technischen Support bei der Onlinebereitstellung der Falldokumentationen leistete Stefan Reinders, der allen beteiligten Fachkräften beratend zur Seite stand. Für die Durchführung der Evaluation in Berlin bei der JaKuS gGmbH Berlin standen uns Uwe Töppen, Wiebke Dembski-Minßen und Frieder Moritz hilfreich zur Seite. Uwe Töppen war für uns ein zuverlässiger Partner bei der Koordinierung der Studie. Allen drei sei Dank geschuldet. Ein ganz besonderer Dank richtet sich an alle Fachkräfte, die die aufwändigen Dokumentationen neben den alltäglichen Arbeitsbelastungen durchgeführt haben.

Ohne die Unterstützung der Studierenden wäre die •Studie nicht realisierbar gewesen, wir bedanken uns bei Anne Flamming, Cedrik Wieschollek, Sara Keilholz und Greta Golbereg von der TU Dortmund und bei Sarah Hieke, Adrian Schneider und Johannes Vollmer sowie Alexander Busse, Kerstin Fulton, Sven Haan und Bernhard Pregartner von der Ev. Hochschule Berlin. Unser größter Dank richtet sich schließlich an die mehr als 200 Eltern, die uns Auskunft gegeben haben über ihre Erfahrungen mit SIT, aber auch über ihr Leben, über ihre Leidenserfahrungen und schließlich auch immer wieder über ihre beglückenden Momente beim Lernen mit und durch SIT. Ohne ihre Offenheit wäre diese Studie nicht zustande gekommen.

Dortmund und Berlin, Frühjahr 2020
Matthias Euteneuer, Mathias Schwabe, David Vust und Uwe Uhlendorff

 

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Todesmarsch 1945

Book Cover: Todesmarsch 1945
Editions:Taschenbuch - Herbert Naumann Todesmarsch 1945
ISBN: 978-3-95797-110-4

Vorwort

»Death march [...1 signifies the process by which a regime, usually a government or an occupying power, begins to summon members of a particular nation, group, or — on the basis of their ethnicity, religion, language, or culture — with a view to their elimination. The term death march signifies the physical action by which the gathered persons are then lined up and marched to certain mass death.« (Encyclopedia of Genocide and Crimes Against Humanity)

»Todesmarsch ...] bezeichnet den Prozess, durch den ein Regime, üblicherweise eine Regierung oder eine Besatzungsmacht, beginnt, Angehörige einer bestimmten Nationalität, Gruppe oder Subgruppe — auf Basis ihrer Ethnizität, Religion, Sprache oder Kultur — mit der Absicht ihrer Vernichtung zu versammeln. Der Begriff Tbdesmarsch bezeichnet die physische Aktion, durch die die versammelten Personen dann aufgestellt und in den sicheren, massenhaften Tod geschickt werden.«

Kein KZ-Häftling sollte lebend in die Hände des Feindes fallen. Nicht zuletzt deshalb wurden im Frühjahr 1945, kurz vor Kriegsende, etwa 758 000 völlig entkräftete Menschen auf Todesmärsche getrieben. Das Ziel war nicht Ankunft, sondern Vernichtung. Über das Schicksal der Häftlinge bestimmten die sie bewachenden SS-Mannschaften. Die Todesmärsche führten durch ganz Deutschland — durch Städte und Dörfer. 758 000 völlig entkräftete Menschen gingen unmittelbar an deutschen Wohnstuben vorbei. Hilfe war die Ausnahme — der Tod die Regel. Einer dieser Märsche, auf dem Häftlinge misshandelt, gequält und getötet wurden, begann in Leipzig und endete in Fojtovice. Mitte April 1945 wurden insgesamt über 15 000 Häftlinge aus Leipziger und anderen aufgelösten Außenlagern des Konzentrationslagers Buchenwald in Gruppen in unterschiedliche Richtungen auf Todesmärsche getrieben. Nur wenige von ihnen sollten den Marsch überleben. So oder vergleichbar ist es in der einschlägigen Geschichtsliteratur zu lesen. Nicht mehr und nicht weniger. Ich aber wollte mehr über die Menschen, die während dieses Marsches gequält und getötet wurden, und über jene, die gequält und getötet haben, erfahren, wollte
wissen, durch welche Orte die Menschen getrieben wurden und wer oder was ihnen dort begegnet ist. Über die Gedenkstätte Buchenwald und die Gedenkstätte für Zwangsarbeiter in Leipzig und dann noch auf weiteren Umwegen bekam ich Anfang 2016 von Christine Schmidt (Breitenbrunn im Erzgebirge) Informationen über eine Gruppe von Häftlingen: Es war eine 2400 Häftlinge umfassende Gruppe, die am 13. April 1945, von der SS bewacht, das Lager in Leipzig-Thekla, Wodanstraße 40, verließ. Nur etwa 250 von ihnen überlebten den Marsch. Die Überlebenden wurden am 9. Mai 1945 von Soldaten der Roten Armee in Fojtovice (Tschechien) befreit. Ich bekam Aufzeichnungen von Überlebenden dieses Todesmarsches und detaillierte Informationen, mit denen ich die Route des Todesmarsches genau rekonstruieren konnte. Und ich bekam Unterlagen, in denen die Geschehnisse während des Marsches (z.B. in Polizeiprotokollen) dokumentiert waren. Dank dieser Informationen war es mir möglich, den »historischen« Weg von Leipzig nach Fojtovice zu gehen und mich als Fotograf dieser Geschichte künstlerisch anzunähern. Die Aufzeichnungen des Überlebenden Andre Raimbault und seiner Freunde Jacques Duzan, Jean Schiano di Cola, Pierre Drapron und Charles Sasserand machten den Marsch und das Leid der Menschen für mich zwar »anschaulicher« (es ging nicht mehr nur um abstrakte Zahlen oder verallgemeinernde Feststellungen), ließen mich das Geschehene aber noch weniger begreifen. Was sie niedergeschrieben haben, ließ mehr Fragen als zuvor unbeantwortet. Am 12. April 2017 war ich in Leipzig und ab dem 13. April bin ich den »historischen « Weg von Leipzig nach Fojtovice gegangen. Nicht, um ihn nachzustellen oder den Versuch zu unternehmen, eine Dokumentation des Todesmarsches zu erstellen oder die Ereignisse mit all ihren Facetten zu beleuchten; und schon gar nicht, um das Leid oder die Verzweiflung der Menschen, die als KZ-Häftlinge auf diesen Marsch getrieben wurden, nachempfinden zu wollen. Ich ging diesen Weg, um mich als Fotograf dieser Geschichte künstlerisch anzunähern und um hier — an/in den Orten und Räumen, in denen sich diese Geschichte manifestierte — jene Aura zu erleben, die von dieser Geschichte erzählt. Und ich habe aufmerksam auf das »geschaut« und dem »zugehört«, was mir auf diesem Weg von dieser Geschichte »gezeigt und erzählt wurde«, und versucht, es intuitiv zu erfassen und zu imaginieren. Die sich so entwickelten inneren Bilder habe ich dann jeweils nur noch auf die Funktionen meines Fotoapparates übertragen. Die fotografischen Bilder zeigen mein Erleben während meines Marsches und meine persönliche Sicht auf diese Geschichte.

Umschlag: Hermsdorf, 2. Mai 2017
Buchgestaltung: Herbert Naumann, Olfen
Satz: Mareike Bardenhagen, Lehmstedt Verlag
Druck: Westermann Druck, Zwickau
Lehmstedt Verlag, Leipzig, 2020 (für diese Ausgabe)
© Suhrkamp Verlag, Berlin 2020 (für S. 256)
Alle Rechte vorbehalten.
Printed in Germany.
ISBN 978-3-95797-110-4
Verlagsinformationen: www.lehmstedt.de

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Handbuch der individualpsychologischen Beratung in Theorie und Praxis

Book Cover: Handbuch der individualpsychologischen Beratung in Theorie und Praxis
Editions:Taschenbuch - Handbuch der individualpsychologischen Beratung in der Therapie und Praxis Zusammenhänge erschließen - Horizonte öffnen

Dieses Handbuch legt ein solides Fundament für die individualpsychologische Beratung in Theorie und Praxis. Die individualpsychologische Beratung unterstützt Menschen in unterschiedlichen Lebenslagen, mit individuellen Zielsetzungen und in verschiedenen Settings dabei, ihre Ressourcen zu entdecken, auszubauen und nutzbar zu machen.

Das Handbuch eignet sich auch als Lektüre für potentielle Klienten. Das Verständnis des Beratungsansatzes kann ihnen in einer Krise helfen, indem es ihr Vertrauen darin stärkt, individuell verstanden zu werden und Lösungswege zu finden. Es wendet sich an alle, die sich über individualpsychologische Beratung informieren und den Rahmen ihrer professionellen Beratungsarbeit erweitern möchten: Weiterbildungskandidaten, Studierende, an psychologische Berater, die die verschiedensten Funktionen als Supervisoren, Trainer und Coaches wahrnehmen, und natürlich an Therapeuten, Erzieher, Heilpädagogen, Lehrer, Berufsbildner, Ausbilder, Juristen, Theologen, Personalentwickler, Manager oder Führungskräfte.

Frau Olympia Kirchberg berichtet im 6. Kapitel “Fallbeispiele individualpsychologischer Beratung“  über „ANNIE“ und „Via ANNIE“, zwei Wohngruppen des Ev. Kinderheims für Mädchen und junge Frauen mit Essstörungen.

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Umgang mit autistischen Menschen

Book Cover: Umgang mit autistischen Menschen
Editions:Taschenbuch - Umgang mit autistischen Menschen Ratgeber für Lehrer, Mitschüler und Eltern

Ende Februar 2014 erschien der “Ratgeber für Lehrer, Mitschüler und Eltern im Frisch Text Verlag in Herne. Herausgeber ist der Geschäftsführer des Ev. Kinderheim Herne Jugendhilfe Herne & Wanne-Eickel gGmbH, Volker Rhein.Nachfolgend das Vorwort des Herausgebers:Die Fachpool gGmbH, Gesellschaft für Fortbildung und Beratung, und die Ev. Kinderheim Jugendhilfe Herne & Wanne-Eickel gGmbH arbeiten in unterschiedlichen Bereichen mit autistischen Jugendlichen. Sowohl in Schulen, in stationären Wohngruppen, in ambulanten und flexiblen Angeboten und auch innerhalb von Familien konnten die Mitarbeiter Erfahrungen mit autistischen Kindern und Jugendlichen sammeln.Da immer wieder Interesse von Lehrern und Eltern geäußert wird, dass sie gerne von den Erfahrungen unserer Mitarbeiter profitieren möchten, haben wir uns entschlossen, die nun vorliegende Broschüre “Umgang mit autistischen Menschen (Ratgeber für Lehrer, Mitschüler und Eltern) zu erstellen.Wir hoffen, dass wir ihnen mit diesem Ratgeber Anregungen für ihre Arbeit und den Alltag geben können. Über Rückmeldungen, ob und wie das gelungen ist, würden wir uns sehr freuen. Für weitere Anregungen sind wir jederzeit offen.Volker RheinGeschäftsführerEv. Kinderheim Jugendhilfe Herne & Wanne-Eickel gGmbHFachpool gGmbH

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Systemische Interaktionstherapie / -beratung

Book Cover: Systemische Interaktionstherapie / -beratung
Editions:Taschenbuch - Systemische Interaktionstherapie / -beratung Das Herner SIT Triangel-Modell Konzept, Finanzierung

Mit dier Veröffentlichung wollen wir Jugendämter, Fachleute und interessierte Personen informieren, wie die Ev. Kinderheim Jugendhilfe Herne & Wanne-Eickel gGmbH die Systemische Interaktionstherapie/ -beratung, die in drei Bänden der Buchreihe “Moderne Heimerziehung heute” (herausgegeben von Volker Rhein) von Michael Biene oder Sarah Wirbals beschrieben wurde, in die tägliche Arbeit der Wohngruppen und Projekte, sowie in die ambulante und flexible Arbeit des Ev. Kinderheims implementiert hat und wie diese konzeptionell verankert ist. In diesem Buch finden Sie zwei aktualisierte Beiträge von Volker Rhein, die in anderen Zusammenhängen schon in den Bänden zwei bzw. vier der ” Moderne Heimerziehung heute ” veröffentlicht wurden. An dem Artikel ” Die Geschichte der Systemischen Interaktionstherapie (SIT) in der Ev. Kinderheim Jugendhilfe Herne & Wanne-Eicjel gGmbH ” hat in der ersten Fassung Ulrich Klaß mitgearbeitet. Dort wird zum einen der Weg bschrieben, wie die Systemische Interaktionstherapie nach Herne gekommen ist und zum anderen erläutert, wie die Mitarbeiter der Einrichtung die Systemische Interaktionstherapie/ -beratung verstehen. Weiterhin werden von zehn unterschiedlichen Hilfeangeboten, die auf der Systemischen Interaktionsberatung aufbauen, die Konzepte vorgestellt. Zuletzt wird ein Gutachten von Prof. Dr. Dr. h.c. Reinhard Wiesner, welches er für die Ev. Kinderheim Jugendhilfe Herne & Wanne-Eickel gGmbH bezüglich der Finanzierung von stationären Trainingssettings in unserem Triangel Eltern.Kind-Haus erstellt hat, vorgestellt.
Volker Rhein

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Moderne Heimerziehung heute Band 7 und 8

Book Cover: Moderne Heimerziehung heute Band 7 und 8
Editions:Taschenbuch - Moderne Heimerziehung heute Band 7 und Band 8 Evaluation der Systemischen Interaktionstherapie und -beratung

Mit dieser Veröffentlichung informiert die Ev. Kinderheim und Jugendhilfe Herne & Wanne-Eickel gGmbH vorab über zwei Teilbereiche einer Evaluation des Beratungsansatzes der Systemischen Interaktionstherapie (SIT), welche zurzeit in Herne, Berlin und Iserlohn durchgeführt wird.

Die Systemische Interaktionstherapie erklärt Auffälligkeiten und Probleme von Kindern als Ausdruck von Rollenzuweisungen und Beziehungsstörungen im Familiensystem. Mit Methoden des SIT - Modells und der entsprechenden Haltung werden Eltern darin bestärkt, problemlösende Interaktionsformen zu entwickeln und diese in ihrem Alltag umzusetzen. Das heißt, Eltern werden in der Rolle der Erziehenden gefestigt bzw. übernehmen diese Rolle wieder für ihre Kinder. Im Vordergrund steht nicht der intellektuelle Zugang, sondern die emotionale Erreichbarkeit. SIT ist eine für die einzelne Familie konzipiertes Instrument.

Wichtig ist, dass hier nicht die Fragestellung nach den Auffälligkeiten der Kinder im Vordergrund steht, sondern, entscheidend ist, ob die Familien motiviert bzw. aktiviert werden können, Veränderungsprozesse zugehen

Excerpt:

Vorwort

 

Mit dieser Veröffentlichung informiert die Ev. Kinderheim Jugendhilfe Herne &Wanne-Eickel gGmbH vorab über zwei Teilbereiche einer Evaluation des Beratungsansatzes der Systemischen Interaktionstherapie (SIT), welche zurzeit in Herne, Berlin und Iserlohn durchgeführt wird.

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Die Systemische Interaktionstherapie erklärt Auffälligkeiten und Probleme von Kindern als Ausdruck von Rollenzuweisungen und Beziehungsstörungen im Familiensystem. Mit Methoden des SIT-Modells und der entsprechenden Haltung werden Eltern darin bestärkt, problemlösende Interaktionsformen zu entwickeln und diese in ihrem Alltag umzusetzen. Das heißt, Eltern werden in der Rolle der Erziehenden gefestigt bzw. übernehmen diese Rolle wieder für ihre Kinder. Im Vordergrund steht nicht der intellektuelle Zugang, sondern die emotionale Erreichbarkeit. SIT ist ein für die einzelne Familie konzipiertes Instrument, welches in Herne in Jugendhilfeangeboten wie Triangel ambulant, Triangel Eitern-Kind-Haus, Soziale Gruppenarbeit / SIT-Familienarbeit, Grundlage der pädagogisch-therapeutischen Arbeit ist. Ziel ist die Entwicklung, Stärkung und Förderung der erzieherischen
Kompetenzen der Eltern.

Wichtig ist, dass hier nicht die Fragestellung nach den Auffälligkeiten der Kinder im Vordergrund steht, sondern entscheidend ist, ob die Familien motiviert bzw aktiviert werden können, Veränderungsprozesse zu gehen. Da die Problemlagen und die Veränderungsbereitschaft unterschiedlich sind, war und ist es aus Sicht der Ev. Kinderheim Jugendhilfe Herne & Wanne-Eickel gGmbH sinnvoll, je nach Fragestellung und Ausgangslage, unterschiedlicheAntworten bzw. Hilfesysteme vorzuhalten und anzubieten. Aus diesen Überlegungen heraus wurden in Herne und Dortmund die im nachfolgendenOrganigramm genannten sich unterscheidenden Angebote geschaffen, die ausschließlich das Ziel haben „Hilfe zur Selbsthilfe" zu gewähren.

Dr. Matthias Euteneuer beschreibt in einem Hinweis auf die SIT-Evaluationden Auftrag, den Herr Volker Rhein, Geschäftsführer der Ev. Kinderheim Jugendhilfe Herne & Wanne-Eickel gGmbH einem Forscherteam- 'Leitung: Prof. Dr. Uwe Uhlendorff, (TU Dortmund) - Durchführung: Dr. Matthias Euteneuer (TU Dortmund), Prof Dr. Mathias Schwabe (Evangelische Hochschule Berlin), David Vust (INIB - Institut für Innovation und Beratung Berlin)

erteilt hat wie folgt:

„... Da über die Erfolgserfahrungen der Praktikerinnen hinaus eine ausführliche, systematische und wissenschaftliche Untersuchung der Arbeit mit SIT bis dato fehlt, hat das Kinderheim Herne eine umfassende Evaluation des Ansatzes in Auftrag gegeben. Ziel ist es, fundierte Einschätzungen über die Wirkungsweise und die (nachhaltigen) Erfolge der Hilfen geben zu können. Dabei folgt die Evaluation eng den im SIT Ansatz formulierten Zielen und Ansprüchen und beleuchtet diese umfassend aus der Perspektive der Eltern sowie der Mitarbeiterinnen in den SIT Hilfen und im Jugendamt Iserlohn. Neben Einschatzungen zu dem Umfang der Zielerreichung sollen auch Annahmen über zentrale Wirkungsweisen des Ansatzes kritisch geprüft werden. Schließlich wird überprüft, inwiefern es gelingt, Belastungen im Familienalltag zu reduzieren und Ressourcen der Alltagsbewältigung zu erschließen.

Der SIT-Ansatz als eine speziell an die Jugendhilfe angepasste Variante lösungsorientierter und systemischer 13eratupgsansätze ist dabei durch vier zentrale Annahmen gekennzeichnet: Es wird angenommen, dass (1) eine aktive Haltung bzw. ein aktiver „Zustand" der Eltern Grundvoraussetzung für eine positive Entwicklung der Kinder in Familien ist. Aus dieser Perspektive zeigt sich oftmals, dass klassische Jugendhilfeangebote oft zu geringe Aktivierungsmöglichkeiten für Eltern zulassen. Aus der Sicht" von SIT ist damit die (2)

(In-)Aktivität der Eltern nicht vorrangig durch die individuellen Sichtweisen der Kinder, Jugendlichen und Eltern auf die (mutmaßlichen) Probleme oder die familialen Dynamiken in der Herkunftsfamilie (systemische Sicht 1. Ordnung) zu erklären, sondern wird vielmehr bestimmt durch Haltungen, Erklärungsmodellen und Problemdefinitionen der Helfenden sowie die Interaktionsmuster, die sich zwischen Familien und dem Helfersystem einstellen (systemische Sicht 2. Ordnung). Zentrale Forderung des SIT Ansatzes ist also, dass die Akteure des Hilfesystems ihr Handeln verstärkt reflektieren müssen, um eine „ungewollte aber wirkungsvolle" (Biene 2011, S.23) Deaktivierung von Eltern zu vermeiden. Gelingt dies, so liegt der weitere Fokus des Konzepts darauf, (3) die Eltern dazu zu befähigen, konkrete Hilfeziele aus meist generalisierten Problemwahrnehmungen herauszukristallisieren und (4) kreative Veränderungsmöglichkeiten für die alltäglichen familialen Interaktionsmuster zu entwickeln und auszuprobieren. Insgesamt verfolgt SIT damit den Anspruch, Veränderungen im Falle festgefahrener Eltern- Kind-Umwelt-Konflikte erzielen zu können, die sich teilweise im Kontext von Vorläuferhilfen verfestigt haben sowie bei Familien, in denen Hilfen aus anderen Gründen eher stagnierend verliefen.

Die praktische Arbeit mit dem Ansatz lässt sich in drei Phasen untergliedern: (i) Im Vordergrund der Hilfe steht zu Beginn sowie im fortlaufenden Prozess die Entwicklung eines sog. „Kooperationsmusters", welches als elternaktivierendes Interaktionsmuster zwischen Helfersystem und Familie verstanden werden kann. Dabei zielt das Kooperationsmuster darauf ab, dysfunktionale Mustertypen aufzulösen, in denen die Familien sich gegen das aus ihrer Sicht unberechtigte Hilfeangebot abwenden („Kampfmuster") oder in denen die Familien ihre Probleme an das Helfersystem abgeben (,‚Abgabe muster") (2) Konkrete Hilfeziele können erst dann formuliert werden, wenn Helfersystem und Eltern im Kooperationsmuster interagieren und damit eine Fokussierung der Problemlage erst ermöglichen, indem generalisierte Deutungen in greifbaren Problembeschreibungen konkretisiert werden.(3) Von den Hilfezielen ausgehend, können dann gemeinsam mit den Eltern problemstabilisierende Interaktionsmuster im Alltag ermittelt und alternative Verhaltensmuster erarbeitet werden. Übergreifend über alle drei Phasen ist zentraler Ansatz von SIT, die bestehenden „inneren" Bilder der Eltern und Fachkräfte zu identifizieren, ein Umdenken der Erlebnisse zu schaffen und damit neue Bilder. zu ermöglichen.

Die Evaluation dieses umfassenden Arbeitsansatzes ist in vier Teilstudien untergliedert und soll die SIT-Arbeit multiperspektivisch erschließen: (1) den ersten Teil der Studie bildet eine teilstandardisierte Telefonbefragung ehemaliger Nutzerinnen der SIT-Hilfen, die erste Aufschlüsse über Wirkungsgrad und Nachhaltigkeit der erlebten Hilfen geben wird. (2) Diese Ergebnisse werden vertieft durch die Auswertung und Beobachtung laufender Fallverläufe. Um die laufenden Fallverläufe adäquat dokumentieren und auswerten zu können, wurden mit den Fachkräften der Jugendhilfeeinrichtungen (im Sinne partizipativer Forschungsansätze) Dokumentationsbögen entwickelt, die eine Fallportfolioarbeit ermöglichen. Diese Form der Falldokumentation
erfordert eine hohe Motivation und viel Engagement der MitarbeiterInnen. Sie ermöglicht aber einen guten retrospektiven Nachvollzug der Fallverläufe und eröffnet die Möglichkeit (3) zu bestimmten hilferelevanten Zeitpunkten qualitative Interviews mit den Eltern durchzuführen. Diese geben Aufschluss über das Erleben von SIT aus Perspektive der Eltern und lassen Hypothesen über die Wirkungsweisen von SIT zu. Der letzte Teil der Studie umfasst (4) ExpertInneninterviews sowie Gruppendiskussionen mit Fachkräften des Jugendamtes Iserlohn. Hier geht es darum, Erfahrungsberichte in der konkreten Anwendung des SIT Ansatzes bei einem öffentlichen Jugendhilfeträger einzuholen und Möglichkeiten sowie Potentiale des Konzepts auszuloten ...

Literatur: Biene, Michael (2011): Systemische Interaktionsberatung - Einführung. S. 13-137 in: Volker Rhein (Hrsg.): Moderne Heimerziehung heute Bd.
2 & 3: Die Systemische Interaktionstherapie und die Psychomotorik in der Intensivpädagogik.

Frischtexte-Verlag: Herne."

 

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Moderne Heimerziehung heute Band 6

Book Cover: Moderne Heimerziehung heute Band 6
Editions:Taschenbuch - Moderne Heimerziehung heute Band 6 Die Systemische Interaktionsberatung Beteiligungsorientierte Elternarbeit . Empowerment
ISBN: 978-3-933059-58-1

Vorwort

In Band 6 „Moderne Heimerziehung heute" befassen sich drei Autoren mit der Fragestellung der Familienarbeit, wie diese im Rahmen der Erziehungshilfen gemäß SGB VIII Anwendung findet.

Ein besonderer Schwerpunkt liegt hier bei der „Sy-stemischen Interaktionsberatung" nach Michael Biene. Die Systernische Interaktionstherapie erklärt Auffälligkeiten und Probleme von Kindern als Ausdruck von Rollenzuweisungen und Beziehungsstörungen im Familiensystem. Mit Methoden des SIT-Modells und der entsprechenden Haltung werden Eltern darin bestärkt, problemlösende Interaktionsformen zu entwickeln und diese in ihrem Alltag umzusetzen. Das heißt, Eltern werden in der Rolle der Erziehenden gefestigt bzw. übernehmen diese Rolle wieder für ihre Kinder. Im Vordergrund steht nicht der intellektuelle Zugang, sondern die emotionale Erreichbarkeit. SIT ist ein für die einzelne Familie konzipiertes Instrument, welches in Herne in Jugendhilfeangeboten wie Triangel ambulant, Triangel Eltern-Kind-Haus, Soziale Gruppenarbeit I SIT Familienarbeit Grundlage der pädagogisch - therapeutischen Arbeit ist. Ziel ist die Entwicklung, Stärkung und Förderung der erzieherischen Kompetenzen der Eltern.

Im Rahmen ihrer Bachelorarbeit beschreibt Frau Michaela Schrader Empowerment und die Systemische Interaktionsberatung und vergleicht diese in Kapitel 5.6 miteinander.

Herr Andreas Wunsch, Mitarbeiter der Ev. Kinderheim Jugendhilfe Herne & Wanne-Eickel gGmbH, beschäftigt sich in seiner Abschlussarbeit mit einem Fallbeispiel aus seiner beruflichen Praxis im Rahmen der Arbeit im Projekt TE.TR.AS (TEACCH-Triangel-Asperger-Mobil) des Ev. Kinderheims Herne. Bei TE.TR.AS handelt es sich um ein kombiniertes Angebot, bestehend aus dem TEACCH-Ansatz (Treatment and Education for Autistic and other Communicationdisabled Children and Adults) und der Systemischen Interaktionstherapie und Beratung (SIT) nach dem Triangel-Modell. Herr Thomas Paluszek (Erziehungsleiter im Ev. Kinderheim Herne) kommentiert die Ausführungen von Herrn Wunsch aus der Perspektive eines sehr erfahrenen SIT-Mitarbeiters.

Frau Katharina Pawlak (Mitarbeiterin des Ev. Kinderheims Herne) beschäftigt sich in ihrer Bachelorarbeit mit dem Thema "Grenzen und Möglichkeiten beteiligungsorientierter Elternarbeit in der stationären Erziehungshilfe".

Wie die schon erschienenen Bände verfolgt auch dieses Buch die Absicht, Fachkräften aus Schulen, Ämtern, Einrichtungen der Erziehungs- und Jugendhilfe, im Sozialwesen Tätigen sowie interessierten Laien die Praxis in den stationären, teilstationären und ambulanten Erziehungshilfen greifbarer zu machen. Wir wollen auf aus unserer Sicht wichtige Aspekte und Arbeitsbereiche der Erziehungshilfen und auf neue Lösungsansätze aufmerksam machen.

Wir hoffen, dass wir auch mit diesem Buch Praktikern Anregungen für die Arbeit im sozialen Bereich geben und in der Lehre und Forschung Interesse für die beschriebenen Ansätze wecken können.

Über Rückmeldungen zu den Aufsätzen und Arbeiten, die in diesem Buch veröffentlicht wurden, würden wir uns sehr freuen. Für Anregungen und Verbesserungsvorschläge sind wir jederzeit offen. Gerne können Sie uns diese an unsere E-Mail-Adresse erziehungshilfen@ev-kinderheim-herne.de senden.

Volker Rhein

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Moderne Heimerziehung heute – Band 5

Book Cover: Moderne Heimerziehung heute – Band 5
Editions:Taschenbuch - Moderne Heimerziehung heute Band 5 Die Systemische Interaktionstherapie Verselbständigung/Careleaver in der Erziehunghilfe

Im fünften Band der Reihe „Moderne Heimerziehung heute“ berichten Mitarbeiter der Ev. Kinderheim Jugendhilfe Herne & Wanne-Eickel gGmbH über Erfahrungen, Ansätze und Erkenntnisse, die sie im Zusammenhang mit ihrer Tätigkeit in dieser Einrichtung gemacht haben.

Wie die schon erschienenen Bände verfolgt auch dieses Buch die Absicht, Fachkräften aus Schulen, Ämtern, Einrichtungen der Erziehungs- und Jugendhilfe, im Sozialwesen Tätigen sowie interessierten Laien die Praxis in den stationären, teilstationären und ambulanten Erziehungshilfen greifbarer zu machen. Wir wollen auf aus unserer Sicht wichtige Aspekte und Arbeitsbereiche der Erziehungshilfen und auf neue Lösungsansätze aufmerksam machen.

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Moderne Heimerziehung heute Band 4

Book Cover: Moderne Heimerziehung heute Band 4
Editions:Taschenbuch - Moderne Heimerziehung heute Band 4 Systemische Interaktionstherapie und unterstützende Methoden in der Praxis

Vorwort

Anlässlich der Fachtagung am 12. Juni 2013 mit dem Thema: 10 Jahre Systemische Interaktionstherapie und Beratung: Rückblicke und Ausblicke, erscheint das Buch: “Moderne Heimerziehung heute – Band 4″. In der Ev. Kinderheim Jugendhilfe Herne & Wanne-Eickel gGmbH wird nun schon seit mehr als 10 Jahren auf Basis der ” Systemischen Interaktionstherapie” (nach Michael Biene) in unterschiedlichen Angeboten und Projekten elternaktivierend gearbeitet. Dort wurde diese Form der Elternaktivierung implementiert und in einem gemeinsamen Prozess mit Michael Biene, dem Begründer der “Systemischen Interaktionstherapie”, weiterentwickelt.Von daher ist es an der Zeit, die Praxis der Elternaktivierung, wie sie im Ev. Kinderheim Herne stattfindet, unter die Lupe zu nehmen und diese der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.In sieben Beiträgen berichten mehrere Autoren, die alle Mitarbeiter des Ev. Kinderheim Jugendhilfe Herne & Wanne-Eickel gGmbH sind oder waren, sowie Herr Biene aus unterschiedlichen Systemen, Projekten und pädagogischen Angeboten aus ihren verschiedenen Rollen und Perspektiven über die Erfahrungen aus dieser Praxis.

Reviews:Dr. in phil. Marianne Forstner schreibt:

Onlinerezension zu ‘Moderne Heimerziehung heute, Band 4′ auf ‘socialnet.de’

Auf der Internetplatform www.socialnet.de ist eine Rezension des Buches ‚Moderne Heimerziehung heute, Band4‘ erschienen.

Hier ein Auszug aus der Rezension und der Link auf den Original-Artikel :

„[…]Das vorliegende Buch „Systemische Interaktionstherapie und unterstützende Methoden in der Praxis“, herausgegeben von Volker Rhein (2013), stellt eine anschauliche Sammlung von elternaktivierenden Angeboten, Elterntrainings und Konzepten und Methoden im Bereich der ambulanten und stationären Erziehungshilfen in Verbindung mit dem SIT-Ansatz (Systemische Interaktionstherapie) dar.[…]“

Rezension zu Moderne Heimerziehung heute Band 4 von Prof. Dr. phil., Dipl.-Soz.päd. Johannes Herwig-Lempp schreibt:

Eine Rezension von: Prof. Dr. phil., Dipl.-Soz.päd. Johannes Herwig-Lempp, Halle (Saale)
Seit 1998 Professor für Systemische Sozialarbeit/ Sozialarbeitswissenschaften an der Hochschule Merseburg, Fachbereich Soziale Arbeit.Medien.Kultur

Volker Rhein (Hrsg.) (2013), Moderne Heimerziehung heute. Band 4. Systemische Interaktionstherapie und unterstützende Methoden in der Praxis, Herne (FRISCHTEXTE), 29,95 Euro

Bereits der Kontext, in dem dieses Buch bzw. die gesamte Reihe „Moderne Heimerziehung heute“ erscheint, ist bemerkenswert: In der Ev. Kinderheim Jugendhilfe Herne & Wanne-Eickel gGmbH wird seit über zehn Jahren die „Systemische Interaktionstherapie (SIT)“ in unterschiedlichen Projekten und Angeboten angewandt. Es handelt sich um ein
„elternaktivierendes“ (genau genommen kann man wohl, auch aus der SIT-Perspektive, davon ausgehen, dass die Eltern bereits aktiv sind und nicht erst „aktiviert“ werden müssen) Konzept, das von Michael Biene (Berlin) für die Jugendhilfe entwickelt wurde. Die vom Geschäftsführer der Einrichtung, Volker Rhein, herausgegebene Reihe versammelt Beiträge der Mitarbeiter/-innen, in denen diese die praktische Umsetzung dieses Konzept in ihrem Arbeitsalltag darstellen.

Band 4 wird mit einem Beitrag eröffnet, in dem der Erziehungsleiter Thomas Paluszek gemeinsam mit den beiden externen Beratern Mathias Schwabe und Michael Biene eindrücklich zeigt, wie das SIT-Modell anhand von zwei ganz unterschiedlichen Familien sinnvoll angewendet werden kann. Bei der einen Familie hatte sich zuvor zwischen Profis und Eltern – anhand einer Typologie der Autoren – ein „Kampfmuster“ entwickelt, bei der anderen wurde ein „Abgabe-
/Abnahmemuster“ festgestellt. Der Beitrag rekonstruiert im Detail und sehr gut nachvollziehbar, wie in beiden Fällen SIT den Profis ermöglicht, eine andere, „nützlichere“ und kooperativere Haltung einzunehmen. Insbesondere wird deutlich, dass es nicht die KlientInnen sind, die sich als erstes „ändern müssen“. Vielmehr geht man bei diesem Modell davon aus, dass die Profis die Verantwortung für Veränderung zunächst vor allem bei sich selbst sehen – und sie dadurch leichter wirklich werden lassen. Die multiperspektivische Darstellung, bei der neben den Berichten der Mitarbeiter und der externen Berater auch die Sichtweisen der Eltern und der JugendamtskollegInnen aufgegriffen und zudem um Kommentare aus SIT-Sicht ergänzt werden, bereichert das Fallverstehen der LeserInnen.

Alle Beiträge des Bandes sind von großer Offenheit, sie geben Einblicke in den Alltag der verschiedenen Arbeitsbereiche des Trägers, sind gerade dadurch anregend – und ermutigen hoffentlich zum Nachmachen: Volker Rhein zeigt, wie das SIT-Modell innerhalb der Einrichtung verstanden und erklärt wird. Sabrina Rabe-Lipp wendet das Modell in der Arbeit mit Familien, in denen Essstörungen vorkommen an – und gibt ein ganz praktisches Beispiel. Auch Kristina Sollich demonstriert ihre Anwendung und ihre Reflexionen durch die gekonnte Kommentierung einer von ihr durchgeführten Beratung – und thematisiert gleichzeitig ihre eigenen, durch die Fortbildung in SIT bewirkten Veränderungen. Ohne konkrete Beispiele, aber dennoch praxisnah stellen Marianne Buch eine von ihr entwickelte Form der Elterngruppenarbeit und Olympia Kirchberg köperorientierte Arbeit mit essgestörten jungen Frauen in einer stationären Einrichtung dar.

Der Band schließt mit einer eher theoretischen, aber dennoch sehr anregenden Betrachtung von Mathias Schwabe, der Konflikte zwischen Jugendlichen und Erwachsenen (also zum Beispiel auch ErzieherInnen und SozialarbeiterInnen) als einen „Kampf um Anerkennung“ beschreibt – und daraus Handlungsoptionen ableitet, so dass es doch wieder praktisch wird.

Die MitarbeiterInnen dieser Einrichtung haben etwas zu erzählen – ihr Buch ist in seiner Praxisnähe und Anschaulichkeit so gelungen, dass es für andere Teams und Einrichtungen nicht nur inspirierend in Bezug auf ihren Alltag sein wird. Es kann zugleich auch ein gutes Beispiel und Vorbild dafür abgeben, wie ein Träger ein bewährtes Modell anwenden, reflektieren und gemeinsam nach außen weitergeben kann: denn möglicherweise haben noch viel mehr Einrichtungen etwas zu erzählen. Auf jeden Fall macht dieser Band Lust auf mehr Informationen von der Basis – und vielleicht regt er weitere Teams an, von sich selbst und der eigenen erfolgreichen Arbeit zu berichten.

Johannes Herwig-Lempp, Halle (Saale)

Prof. Dr. Uwe Uhlendorff bei https://www.ev-kinderheim-herne.de/veroeffentlichungen/moderne-heimerziehung-heute-band-4/rezension-zu-moderne-heimerziehung-heute-band-4-von-prof-dr-uwe-uhlendorff/ schreibt:

Eine Rezension von Prof. Dr. Uwe Uhlendorff. Technische Universität Dortmund

Universitätsprofessur für Sozialpädagogik mit dem Schwerpunkt Fachdidaktik der Sozialpädagogik an der Technischen Universität Dortmund

Seit den 90er Jahren ist eine regelrechte Explosion verschiedener Konzepte von Elternkursen und Elterntrainings zu verzeichnen. Hinter Titeln und Akronymen wie EFFEKT, Eltern-AG, Eltern Coaching, Eltern Stärken, Erziehungsführerschein, Familien Team-Elterntraining, FuN, HIPPY, KESS-erziehen, Opstapje, FET/PET, PALME, PPP-Triple, SAFE, Starke Eltern – starke Kinder, STEEP oder STEP verbergen sich Elternkurse und Trainings, die auf teilweise sehr unterschiedlichen Theorieansätzen basieren, unterschiedliche Zielgruppen ansprechen sowie unterschiedliche methodische Besonderheiten aufweisen. Der Trend geht insbesondere hin zu standardisierten Programmen, was insbesondere im Hinblick auf deren „monopolistische Vermarktung“ kritisch gesehen werden kann. In den Hilfen zur Erziehung haben überwiegend systemische und lerntheoretische Ansätze der Elternaktivierung bzw. Elternarbeit Eingang gefunden. Der Fortbildungssektor hat sich mittlerweile sehr gut darauf eingestellt, aber auch der Büchermarkt mit einer schier unüberschaubaren Zahl an Handreichungen. Bisher fehlen Studien, die die Umsetzung der Methoden in den sozialpädagogischen Alltag der Hilfen zur Erziehung sowie die Praxiserfahrungen beleuchten. Eine besondere Schwierigkeit für das Leitungspersonal und die Fachkräfte von sozialpädagogischen Einrichtungen besteht darin, die auf Fortbildungen vermittelten Methoden in der eigenen Einrichtung umzusetzen, sie an die Gegebenheiten anzupassen und weiterzuentwickeln. Der Herausgeberband von Volker Rhein nimmt sich genau dieser Herausforderung an. Im Zentrum des Buches steht die Praxis der „Elternaktivierung“ der Ev. Jugendhilfe Herne und Wanne-Eickel. Hier wurde über mehr als zehn Jahre hinweg auf der Basis der „Systemischen Interaktionstherapie“ nach Michael Biene (Begründer und ehemaliger Leiter des stationären familientherapeutischen Projekts Triangel in Berlin) in unterschiedlichen Angeboten und Projekten elternaktivierend gearbeitet. Dabei wurde dieses Konzept nicht nur implementiert, sondern auch weiterentwickelt. Der Herausgeberband versammelt eine Reihe von Beiträgen, die die Praxiserfahrungen aus verschiedenen Projekten und Perspektiven beleuchten. Die Autoren sind oder waren Mitarbeiter der Ev. Jugendhilfe Herne und Wanne-Eickel, aber auch der Begründer des Ansatzes, Michael Biene, kommt zu Wort.

In dem ersten Beitrag (von Michael Biene/ Thomas Paluszek/ Mathias Schwabe) wird das Konzept der Systemischen Interaktionstherapie prägnant dargestellt und die Arbeitsweise anhand von zwei Fallbeispielen veranschaulicht. Es zeigt sich, dass der Ansatz im Jugendhilfekontext und weniger im klassischen familientherapeutischen Setting entwickelt wurde. Die Autoren gehen von z.T. provokanten Thesen aus: Eltern wollen aktiv sein – sie wollen ihre Probleme und die ihrer Kinder selbst angehen und lösen. Wenn Eltern im Hilfeprozess inaktiv sind, ist dies in erster Linie durch Rollenzuweisungen im Hilfeprozess bedingt. D.h. ursächliche Faktoren für die Inaktivität oder Aktivität von Eltern im Hilfeprozess können vor allem Beziehungsmuster zwischen Fachkräften und Eltern sein (S. 20). Entscheidend für die Art der eingesetzten Hilfe ist meist die fachliche Orientierung im Hilfesystem, weniger die Symptomatik der Familie. Eltern brauchen Angebote, die ihnen eine aktive Rolle einräumen. Einige dieser Thesen sind nicht neu, sie wurden, in Folge der Rezeption der Interaktionstheorie bzw. des Labeling Approach Anfang der 1970er Jahre, kritisch auf die Verhaltens-Zuschreibungspraxis der Jugendämter angewendet. Neu und weiterführend an dem Ansatz ist, dass er typische Grundmuster aufzeigt, die die Selbstaktivität der Eltern sowie die produktive Zusammenarbeit zwischen Helfern und Familie blockieren und zu einer „Scheinkooperation“ führen; und dass er Methoden bereitstellt, die zu einem Kooperationsmuster führen und dabei die Eltern in ihrer Selbstaktivität stärken. Im Unterschied zu vielen systemischen Ansätzen richtet sich das Augenmerk nicht nur auf das Familiensystem, sondern auch auf Helfer-Klienten-System. Diese Perspektive ist innovativ und, wie die Beiträge im Anschluss zeigen, aus sozialpädagogischer Sicht sehr produktiv. Die Autoren unterscheiden zwei Grundmuster: Das „Kampfmuster“ ist von folgenden „Glaubensätzen“ der Familie geprägt: „Es gibt in unserer Familie keine Probleme. Unser Problem sind familienexterne Personen, die uns die Probleme einreden und Druck ausüben. Wir brauchen keine Hilfe, was uns stört, sind die ´Übergriffe` der Fachleute.“ (S. 21). Dem stehen die Glaubenssätze der Fachkräfte konträr gegenüber: „Es gibt erhebliche Probleme in der Familie, sie sollte das einsehen. Die Problemdefinitionen der externen Personen sind richtig. Die Familie sollte das einsehen. Es braucht dringend eine Hilfe durch Fachpersonen. Die Familie sollte die Hilfe ´annehmen` und mitarbeiten.“ (S.22) Das Abgabe-/Abnahmemuster speist sich dagegen aus den Glaubenssätzen: „Unser Kind hat Probleme. Wir als Eltern können damit nicht angemessen umgehen. Es gibt Fachleute, die diese Probleme lösen können.“ (S. 24) Die Fachkräfte denken ähnlich: Das Kind ist problematisch. Die Eltern sind überfordert. Das Kind braucht professionelle Hilfen. Der Ansatz geht von der These aus, dass sich diese Grundmuster verfestigen und zu langjährigen erfolglosen „Jugendhilfekarrieren“ führen. Anhand von zwei Fallgeschichten zeigen die Autoren, wie mit Hilfe des Ansatzes die beiden blockierenden Grundmuster in eine Kooperationsbeziehung transformiert werden. Wichtige Ansatzpunkte sind dabei die sogenannte „Musterarbeit“, bei der positive Gegenbilder (Glaubenssätze) mittels einer bestimmten Gesprächsführung entwickelt werden. Die Fachkräfte vermitteln dabei den Eltern, dass sie selbst Experten der Erziehung ihrer Kinder sind. Ausgehend von den Eltern wird ein „Zielplakat“ gestaltet. Mittels Rollenspielen, Videoanalysen, „Live-Coaching“ und anderen, familiensystemischen Ansätzen entnommenen Methoden wie der Familienaufstellung werden neue Handlungsmöglichkeiten der Eltern entwickelt. Besonders lobenswert ist, dass bei den beiden Fallanalysen die Fallgeschichte nicht nur von der Fachkraft der Einrichtung und des Jugendamtes, sondern auch von den Klienten selbst rückblickend kommentiert wird. Dadurch werden die verschiedenen Sichtweisen auf den Hilfeverlauf besonders gut deutlich. Der Beitrag von Biene/Pauszek /Schwabe liest sich (trotz der Länge von 90 Seiten) hoch spannend. Der Ansatz überzeugt, weil er nicht nur auf interaktionstheoretisch basierte Konzepte zurückgreift, sondern auch auf langjährige eigene (Leid-) Erfahrung als Professionelle in der Jugendhilfe und einer kritischen Selbstreflexion aufbaut. Der Aufsatz wirft aber beim Lesen zentrale Fragen auf: Der methodische Ansatz scheint besonders auf Familien zugeschnitten zu sein, die auf einen langen mehr oder weniger erfolglosen Hilfeprozess zurückblicken. Kann dieser auch bei Familien angewendet werden, die sich weder im Kampf- noch im Abgabe-/Annahmemuster verfangen haben? In welchen Bereichen der Hilfen zur Erziehung kann das Konzept umgesetzt werden? Wie sieht die Kooperation zwischen Jugendhilfeträger und Jugendamt aus (das in dem Helfersystem eine entscheidende Rolle spielt)? Wie und mit welcher Unterstützung gelingt es den Fachkräften, die schon Familienarbeit einer Einrichtung leisten und ein ausgeprägtes professionelles Selbstverständnis haben, das Konzept zu adaptieren und zu implementieren? Diese Fragen werden beim Weiterlesen beantwortet.

In dem folgenden Beitrag gibt Volker Rhein (pädagogischer und wirtschaftlicher Geschäftsführer des Ev. Kinderheims, Jugendhilfe Herne & Wanne-Eickel GmbH) einen Überblick wie, in welchen Bereichen der Einrichtung und unter welchen rechtlichen Rahmenbedingungen mit dem SIT-Konzept (Systemisch-interaktionelle Therapie und Beratung) gearbeitet wird. Es zeigt sich, dass das Modell nicht nur bei Familien, die auf einen „verfestigten“ langjährigen Hilfeverlauf zurückblicken, sondern auch bei anderen Familien eingesetzt wird. Insgesamt bietet der Träger neun unterschiedliche elternaktivierende Angebote auf der Grundlage des SIT-Ansatzes an: Im stationären Bereich (u.a. im Eltern-Kind-Haus und der 5-Tage-Wohngruppe), in ambulant/teilstationären Hilfen (wie der Flexiblen Betreuung, Arbeit mit Familien mit essgestörten Kindern, Sozialen Gruppenarbeit mit Eltern sowie der Tagesgruppe in der Schule). Der Ansatz wurde teils in das versäulte System der Hilfen zur Erziehung eingegliedert, teils wurden aber auch gleichsam querliegende Angebote geschaffen, wie z.B. die Elternaktivierung durch Soziale Gruppenarbeit mit Eltern und deren Kindern (auf der Grundlage von §§ 29 und 31 SGB VIII). Zu vermuten ist, dass der Träger erhebliche Überzeugungsleistungen beim zuständigen Jugendamt erbringen musste. Schade, dass darüber nichts gesagt wird, wie die Innovation von der Leitung des örtlichen Jugendhilfeträgers anfangs aufgegriffen wurde.

Letzteres wird ansatzweise in dem daran anschließenden Bericht von Sabrina Rabe-Lipp (Erziehungsleiterin) deutlich. Sie beschreibt, wie sie aus der Wohngruppe für Jugendliche mit essgestörtem Verhalten heraus ein ambulantes Konzept für die Elternaktivierung entwickelt hat. An einem spannenden Fallbeispiel erläutert sie, wie die Zusammenarbeit mit Eltern, Jugendlichen, Psychotherapeuten und der ASD-Fachkräften gestaltet werden kann. Dabei verwendet sie Auszüge aus ihren Elterngesprächen, die die Gesprächsführung des SIT-Ansatzes sehr gut verdeutlichen. Das Fallbeispiel macht auch die Grenzen des Ansatzes deutlich.

Außergewöhnlich ist der Beitrag von Kristina Sollich, ehemalige Erziehungsleiterin in der Einrichtung. In Form eines biografischen Berichts beschreibt sie, wie sie das in der SIT-Fortbildung Gelernte in ihrer praktischen Arbeit umgesetzt und im Hinblick auf ihr professionelles Selbstbild adaptiert hat. Sie gibt einen Einblick, wie sich das professionell-biografische Selbstverständnis auch trotz langjähriger Erfahrung als Familientherapeutin und Supervisorin im Rahmen einer Fortbildung verändern kann. Die Autorin beschreibt anhand eines Fallbeispiels zentrale Schlüsselerlebnisse, die sie mit dem Ansatz gemacht hat.

Wie das SIT-Konzept in der flexiblen Betreuung gestaltet wird, kann man dem Beitrag von Marianne Buch entnehmen. Insbesondere wird hier die Elterngruppenarbeit sehr gut beschrieben, nicht nur von der Autorin selbst, sondern auch von einer Mutter, die an dem Kurs teilgenommen hat und über ihre Erfahrungen berichtet.

Die letzten beiden Beiträge „Körperarbeit mit essgestörten jungen Frauen innerhalb einer stationären Einrichtung“ von Olympia Kirchberg und „Kampf um Anerkennung – eine sozialphilosophische Konflikt-Theorie und ihre Bedeutung für die Sozialpädagogik in der Jugendhilfe“ von Mathias Schwabe sind lehrreich und theoretisch sowie im Hinblick auf die Praxis sehr aufschlussreich. Allerdings fehlt der Bezug zu dem eigentlichen Thema des Buches, was die Autoren sicherlich leicht hätten herstellen können.

Kritisch anzumerken bleibt folgendes: In den Fallbeschreibungen der PraktikerInnen tauchen gelegentlich Begriffe auf, die für Außenstehende nicht verständlich sind, oder sich nur aus dem Kontext erschließen lassen (pacen, chunken, triggern). Diese Begriffe hätte man erläutern müssen, vielleicht kann man auch auf solche Sprachspiele in einer Veröffentlichung verzichten (man kann den Text auch ohne derartige Anglizismen gut verstehen). Bei den Fall-Analysen fällt auf, dass die beiden Muster (Kampf- und Abgabe-/Annahme-Muster) nur auf das Eltern-Helfer-System analytisch angewendet wurden. Einige Fallbeschreibungen machen aber deutlich, dass sich das Kampfmuster im Eltern-Kind-Helfersystem verfestigt hat (während bei dem Eltern-Helfer-System das Abgabe-/Abnahmemuster vorherrscht). Bei der Weiterentwicklung des Modells könnte die Analyse des Eltern-Kind-Helfer-Systems stärker ins Blickfeld gerückt werden. In dem Buch hätte man sich ein selbstkritisches Schlusswort gewünscht, in dem die Grenzen des Konzepts deutlich gemacht werden. Auch bleibt die Frage offen, ob in anderen Einrichtungen ebenfalls mit dem SIT-Ansatz gearbeitet wird und wenn ja, mit welchen Erfahrungen.

Alles in Allem handelt es sich um ein sehr lesensreiches Buch, das man insbesondere Fachkräften, die in den Hilfen zur Erziehung, im ASD oder der Familienbildung tätig sind, sowie Studierenden der Sozialen Arbeit wärmstens empfehlen kann. Ein weiterer Band, der die Ergebnisse einer Evaluation des Konzeptes darstellt, wäre aus fachpolitischer Sicht sehr wünschenswert!

Uwe Uhlendorff. Technische Universität Dortmund.

Dr. Andrej König bei https://www.ev-kinderheim-herne.de/rezension-von-dr-andrej-koenig/ schreibt:

Moderne Heimerziehung heute. Band 4. Systemische Interaktionstherapie und unterstützende Methoden in der Praxis.

Hrsg.: Volker Rhein. FRISCHTEXTE Verlag Herne 2013. 267 Seiten. 29,95 €.

Eine Vielzahl wissenschaftlicher Studien zeigt, dass Elternaktivierung maßgeblich den Erfolg oder auch Misserfolg der pädagogischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen bestimmt. Im 4. Band „Moderne Heimerziehung heute“ liegt der Fokus auf der systemischen Interaktionstherapie (SIT) als eine Methode der elternaktivierenden Arbeit in der pädagogischen Praxis.

Im ersten Kapitel des 4. Bandes (S. 13 – 96) gehen die Autoren Michael Biene, Thomas Paluszek und Prof. Dr. Mathias Schwabe auf die therapeutische Haltung innerhalb des SIT-Ansatzes ein. Das im Bereich der Jugendhilfe entwickelte SIT-Modell zielt darauf ab Kindern und Jugendlichen eine optimale Förderung durch ihr familiäres oder professionelles Umfeld bieten zu können. Dies bedeutet aus Sicht der Autoren allerdings auch sich mit dem Gedanken auseinanderzusetzen, dass pädagogische Hilfemaßnahmen zu einer Verschlechterung des Problems führen können. Vor dem Hintergrund aktueller wissenschaftlicher Diskurse zur Effektivität von Jugendhilfemaßnahmen ist dies ein bemerkenswerter und wichtiger Gedanke, der auch im pädagogischen Alltag oftmals übersehen wird. So wie kein Medikament ohne Risiken und Nebenwirkungen existiert, können auch pädagogische Interventionen das Risiko einer Destabilisierung der Eltern-Kind-Beziehung bergen. Darüber hinaus berücksichtigt das SIT-Modell die Kommunikationsprozesse innerhalb oder zwischen professionellen Systemen, wie beispielsweise Jugendämter, Schulen oder Kinder- und Jugendpsychiatrien.

Anhand einer Vielzahl von Praxisbeispielen wird im 4. Band genau dieser Prozess des kritischen Hinterfragens der eigenen pädagogischen Haltung und Arbeit in unterschiedlichen ambulanten und stationären Bereichen der Kinder- und Jugendhilfe dargestellt.

Beispielsweise beschreibt Kristina Sollich sehr lebensnah die persönlichen Veränderungsprozesse, wie z.B. den professionellen Umgang mit eigener Ratlosigkeit und das Zulassen von Unsicherheiten in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, die ihr die Fortbildung im SIT-Grundkurs ermöglicht hat (S. 149 – 184).

Im letzten Kapitel „Kampf um Anerkennung – Eine sozialphilosophische Konflikt-Theorie und ihre Bedeutung für die Sozialpädagogik in der Jugendhilfe“ (S. 225 – 262) stellt Prof. Dr. Mathias Schwabe den theoretischen Ansatz von Axel Honneth vor und formuliert hierzu acht Thesen, die einen wichtigen Beitrag zu mehr Gelassenheit im Umgang mit Konflikten im pädagogischen Alltag leisten können: „Ohne Konflikte geht es nicht, nicht beim Aufwachsen, nicht zwischen Erwachsenen und Kindern und bestimmt nicht zwischen PädagogInnen in Erziehungshilfeeinrichtungen und den dort betreuten Kindern und Jugendlichen.“ (S. 253 – 254).

Im 4. Band „Moderne Heimerziehung heute“ herausgegeben von Volker Rhein, wird die systemische Interaktionstherapie aus der Praxis für die Praxis anhand lebensnaher Beispiele dargestellt. Für pädagogische Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe bietet das Buch somit eine Menge neuer und direkt umsetzbarer Ideen, Methoden und Konzepte.

Dr. Andrej König

Funktion: Vertretungsprofessor
Sachgebiet: Methodenlehre und Forensische Psychologie
Org.-Einheit: FB Angewandte Sozialwissenschaften


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